Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Extreme curvature of shallow magma pathways controlled by competing stresses: insights from the 2018 Sierra Negra eruption.

Davis, T., Bagnardi, M., Lundgren, P., Rivalta, E. (2021)

Eruptionen an Schildvulkanen erfolgen häufig aus radial ausgerichteten linearen Spalten, die von schaufelartigen, mit Magma gefüllten Rissen (Dykes) gespeist werden. Die Spalten des Sierra Negra-Ausbruchs 2018 waren an der Flanke des Vulkans verstreut. Weltraumgestützte radarinterferometrische Daten (interferometrisches Radar mit synthetischer Apertur) zeigten, dass ein Teil der Eruption überraschenderweise von einem 15 km langen, gewundenen und flach liegenden Riss (Sill) gespeist wurde. Hier entwickeln wir einen Rahmen, der die vollständige dreidimensionale (3D) Kinematik von nicht planaren Intrusionen erfasst. Dazu gehören sowohl ein analytisches als auch ein umfassendes numerisches Schema. Wir beschränken die Modelle so, dass sie mit den beobachteten Bodenverformungen in Sierra Negra übereinstimmen. Durch die Entwicklung einer Methode, die das Zusammenspiel all der treibenden Faktoren berücksichtigt, eröffnen diese 3D-Modelle die Möglichkeit, die Geometrie des Magmatransports in jedem Vulkansystem zu verstehen und zu simulieren.

| Geophysical Research Letters, 48, 13 | DOI: https://doi.org/10.1029/2021GL093038 |


A self-similar dynamic rupture model based on the simplified wave-rupture analogy.

Dahm, T., Heimann, S., Metz, M., Isken, M. P. (2021)

Erdbebensimulationen mit finiten Brüchen beinhalten oft eine große Anzahl von Modellparametern und ihre Inversion aus spärlichen seismischen Daten ist nicht eindeutig. Die Schätzung der Parameterunsicherheiten ist aufgrund des hohen Rechenaufwands eine zusätzliche Herausforderung. Wir schlagen ein vereinfachtes selbstähnliches Bruchmodell mit nur wenigen Parametern vor, bei dem die Ausbreitung der Bruchfront von der Berechnung des Gleitens entkoppelt ist. Die physikalisch basierte, approximative Methode ist flexibel und rechnerisch effizient. Die Stärken und Grenzen der neuen Methode werden anhand von realen Beispielen gut untersuchter Ereignisse demonstriert, darunter das Megathrust Beben der Stärke 8,3 im Jahr 2015 in Illapel, Chile, sowie Beispiele für normale und „supershear“ kontinentale Intraplattenbeben. Trotz der Einfachheit des Modells kann eine Fülle von Beobachtungen simuliert werden, die von unterschiedlichen Bruchfront-Isochronen und Verteilungen der Dislokation bis hin zu gerichteten Wellenformeffekten oder hohen Bruchgeschwindigkeiten reichen. Die zeitliche Entwicklung der Gleitrate und der Anstiegszeit der Dislokation wird implizit aus dem inkrementellen Wachstum des Bruches und dem Spannungsabfall geschätzt, ohne dass zusätzliche Einschränkungen gemacht werden. Das neue Modell ist in der Open-Source-Python-Toolbox für Seismologie (Pyrocko) implementiert.

| Geophysical Journal International, 225, 3, 1586-1604 | DOI: https://doi.org/10.1093/gji/ggab045 |


Seismicity at the Castor gas reservoir driven by pore pressure diffusion and asperities loading.

Cesca, S., Stich, D., Grigoli, F., Vuan, A., López-Comino, J. Á., Niemz, P., Blanch, E., Dahm, T., Ellsworth, W. (2021)

Die seismische Sequenz 2013 an der Castor-Injektionsplattform vor der spanischen Küste erreichte die Stärke Mw 4,1. Sie ist einer der wichtigsten Fälle von induzierter Seismizität in Europa und ein seltenes Beispiel für Seismizität, die durch die Einspeisung von Gas zur Befüllung eines unterirdischen Gasspeichers ausgelöst wurde. Wir haben die Geometrie des Erdbebens und die Ausbreitung des Bruchs durch Anwendung fortschrittlicher seismologischer Techniken auf einen erweiterten Wellenformdatensatz aufgeklärt. Die Sequenz erfolgte durch fortschreitendes Versagen und Freilegen der Verwerfung, wobei die Seismizität zunächst von den Injektionspunkten wegwanderte, ausgelöst durch Porendruckdiffusion, und dann wieder zurück, wobei größere Asperitäten, die mit höheren Spannungen belastet waren, brachen und die größten Erdbeben verursachten. Die Seismizität trat fast ausschließlich an einer sekundären Verwerfung auf, die sich unterhalb der Lagerstätte befindet und gegenüber der die Lagerstätte begrenzenden Verwerfung eintaucht.

| Nature Communications, 12, 4783 | DOI: https://doi.org/10.1038/s41467-021-24949-1 |


Reservoir-Triggered Earthquakes Around the Atatürk Dam (Southeastern Turkey).

Büyükakpinar, P., Cesca, S., Hainzl, S., Jamalreyhani, M., Heimann, S., Dahm, T. (2021)

Nach der Aufstauung des Atatürk-Staudamms, des größten Staudamms in der Türkei, stieg die lokale Seismizität in den 1990er Jahren erheblich an, wie zuvor auch bei anderen Stauseen weltweit beobachtet. In den Jahren 2017 und 2018 ereigneten sich in der Stadt Samsat in der Nähe des Atatürk-Stausees zwei schadensverursachende Erdbeben der Magnitude 5,5 und 5,1. Wir haben die räumlich-zeitliche Entwicklung der Seismizität und ihre Quelleneigenschaften in Bezug auf die zeitlichen Schwankungen des Wasserspiegels und die aus der Oberflächenbelastung und Porendruckdiffusion resultierenden Spannungen analysiert. Unser Ergebnis zeigt, dass der Wasserstand und die Seismizitätsraten antikorreliert sind, bedingt durch den Stabilisierungseffekt der gravitationsbedingten Spannungen, die durch die Wasserbelastung auf die lokalen Verwerfungen einwirken. Andererseits stieg die effektive Gesamtspannung in der seismogenen Zone aufgrund von Porendruckdiffusion über Jahrzehnte hinweg an, was die verstärkte Aktivität der letzten Jahre erklärt. Die durch das Reservoir verursachten Spannungsänderungen konzentrierten sich schließlich auf die Region, in der sich die beiden schweren Erdbeben von 2017 und 2018 ereigneten.

| Frontiers in Earth Science, 9, 663385 | DOI: https://doi.org/10.3389/feart.2021.663385 |


Stress inversion in a gelatin box: testing eruptive vent location forecasts with analog models.

Mantiloni, L., Davis, T., Gaete Rojas, A. B., Rivalta, E. (2021)

Die Einschätzung der vulkanischen Gefahr in Regionen mit verteiltem Vulkanismus ist aufgrund der unsicheren Lage künftiger Schlote eine Herausforderung. Kürzlich wurde eine statistisch-mechanische Strategie zur Vorhersage solcher Orte vorgeschlagen: Hier testen wir sie mit analogen Modellen. Wir belasten einen Gelatineblock seitlich und durch Aushöhlungen an der Oberfläche und beobachten die Oberflächenankünfte der Flugbahnen luftgefüllter Risse. Dann, ermitteln wir die Verteilungen der Parameter, die den Spannungszustand des Gelatineblocks beschreiben, mit einem Monte-Carlo-Ansatz, wodurch stimmen wir deterministische Rissbahnsimulationen mit den beobachteten Ankünfte. Während die einzelnen Spannungsparameter unbestimmt bleiben, können wir ihr Verhältnis effektiv ermitteln und die Ankunftspunkte der nachfolgenden Risse erfolgreich vorhersagen.

| Geophysical Research Letters, 48, 6 | DOI: https://doi.org/10.1029/2020GL090407 |

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