„Das Land Brandenburg kann wesentlich dazu beitragen, unsere Gesellschaft resilienter gegen Krisen zu machen.“ Das sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ), Reinhard Hüttl, anlässlich des Besuchs von Staatssekretär Tobias Dünow aus dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur am GFZ. Hüttl: „Das Beispiel der Corona-Krise zeigt, wie verletzlich Versorgungsketten und Produktion sind.“ Dies gelte auch für die Energieversorgung. Der GFZ-Vorstand begrüßte daher ausdrücklich die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung und die des Landes Brandenburg. Er betonte jedoch, dass man die Speicherung des Energieträgers in den Blick nehmen müsse: „Seit Jahren richten wir gemeinsam mit der brandenburgischen Landesregierung die ‚Energiespeichertage‘ aus, um Forschung und Praxis zum Thema Nutzung des Untergrunds zu verbinden.“ Innerhalb der EU sei Deutschland das Land mit der größten unterirdischen Speicherkapazität für Gas, weltweit liege die Bundesrepublik auf Platz vier.
Tobias Dünow unterstrich die Bedeutung des GFZ für Brandenburg: „Das Deutsche GeoForschungsZentrum ist nicht nur die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung unseres Landes – mit seinen Forschungsgebieten und -erfolgen genießt das Helmholtz-Zentrum einen exzellenten Ruf in der Geo- und Klimaforschung. Auch im Bereich der Bioökonomie – dem Thema des diesjährigen Wissenschaftsjahres – spielt es eine herausragende Rolle, etwa bei der Entwicklung der Lausitz zu einer Modellregion für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel. Das ist ein zentrales Thema bei den aktuellen Herausforderungen rund um den Klimaschutz und den bewussten Umgang mit unseren Ressourcen. Zukunft wird in Brandenburg gemacht – dafür steht das GFZ.“
Der Staatssekretär des MWFK ist neu im Kuratorium des GFZ und hat den stellvertretenden Vorsitz des Aufsichtsgremiums inne. Bei seinem Antrittsbesuch auf dem Telegrafenberg informierte er sich über aktuelle Schwerpunkte des Deutschen GeoForschungsZentrums. Mit mehr als 1200 Beschäftigten ist das GFZ die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Landes. Sie ist auch die internationalste: Forscherinnen und Forscher des GFZ arbeiten auf allen Kontinenten der Erde, von der Antarktis über Afrika, Asien und Südamerika bis nach Grönland und Spitzbergen. Ein Forscher war kürzlich sogar noch weiter nördlich auf dem Eisbrecher „Polarstern“ des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), knapp 300 Kilometer vom Nordpol entfernt.
Das GFZ forscht jedoch auch regional. Folgen des Klimawandels sind im Dürrejahr 2018 gerade in Brandenburg sichtbar geworden. „Wir haben es hier mit einer ganz anderen Art von Krise zu tun als die aktuelle Pandemie“, sagte Reinhard Hüttl. Manche Veränderungen seien schleichend, andere dagegen würden drastisch sichtbar, beispielsweise die massiven Waldbrände. „Und vor unseren Augen weitgehend verborgen ist der Grundwasserspiegel in den letzten beiden Jahren stark gesunken“, berichtete Hüttl. Messungen des GFZ mit dem Satellitenduo GRACE-FO zeigten dies für Zentraleuropa. „Wichtig ist es, weltweite Veränderungen ebenso wie regionale Auswirkungen zu erfassen“, betonte der GFZ-Vorsitzende. Hierfür arbeitet das GFZ im Verbund mit anderen Helmholtz-Zentren und Universitäten in vielen Monitoring-Projekten, um gesicherte Daten zu erhalten. Dazu zählt zum Beispiel das Observatorium TERENO-Nord-Ost mit Standorten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit sei unabdingbar, so Hüttl, um die Erde als System mit vielen Wechselwirkungen zu erforschen. Der langfristigen Herausforderung durch den Klimawandel müsse man auf zweierlei Weise begegnen: Treibhausgasemissionen drastisch senken und zugleich Anpassungsstrategien entwickeln. „Dazu gehören ein Umbau der Wälder, eine angepasste Landwirtschaft und auch eine verlässliche Energieversorgung für alle Sektoren“, sagte Hüttl.
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