DESIRE - Zeitabhängige Gefährdungseinschätzung für die Störungszone "Totes Meer"
Zeitabhängigkeit der seismischen Gefährdung
Die Seismizität des Nahen Ostens ist durch eine Vielzahl von Schadenbeben gekennzeichnet, die an die Transform-Störung des Toten Meeres (Dead Sea Transform Fault - DSTF) und an andere regionale Störungen gekoppelt sind. Erdbeben entlang dieser Strukturen stellen eine beträchtliche seismische Gefährdung für Israel, Jordanien und Palästina dar.
Daher startete 2005 in einer Weiterführung des ehemaligen Dead Sea Transfer Projektes DESERT (gefördert von der DFG und dem GFZ) ein neues Projekt. Während DESERT sich mehr mit dem südlichen Teil der DSTF beschäftigte, konzentriert sich das neue Projekt DESIRE (DEad Sea Integrated REsearch Project) auf das Becken des Toten Meeres als den zentralen Teil der DSTF und wird neue seismische Daten, so z.B. verlässliche und sehr genaue Hypozentren-Daten, liefern.
Der Beitrag unserer Sektion zu diesem multinationalen und interdisziplinären DESIRE-Projekt ist eine aktualisierte probabilistische seismische Gefährdungseinschätzung dieser Region. Grundlegende Schritte unserer Arbeiten sind die Erstellung und Vereinheitlichung einer neuen homogenen Erdbebendatenbank, die alle bekannten lokalen Kataloge und verfügbaren Daten erfasst, die Neuinterpretation historischer Erdbeben der letzten 2000 Jahre und die systematische Einführung paläoseismologischer Daten, um vorgeschichtliche Erdbebenberichte zu verbessern.
Aktualisierte PSHA-Methoden, einschließlich die Benutzung von logischen Bäumen zur Betrachtung der Unsicherheiten von verschiedenen Inputparametern, werden so modifiziert, dass sie auf die Bedingungen des Untersuchungsgebietes anwendbar sind.
Die klassische PSHA beruht auf der Stationarität der Seismizität und berücksichtigt keine zeitlichen Variationen. Da die Seismizität der Region des Toten Meeres starke Variationen in den letzten 2000 Jahren zeigt, werden zeitabhängige PSHA entwickelt, um sie auf die speziellen Bedingungen des Untersuchungsgebietes anzuwenden. Die Ergebnisse bilden die Grundlage, um für das Erdbeben-Ingenieurwesen und für Entscheidungsträger das erdbebengerechte Design zu verbessern sowie aktualisierte Daten für Notfall- und Vorsorgestrategien bereitzustellen.