Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Die Seismizität Deutschlands im europäischen Kontext

Europäische Schadenbeben

Nördlich des Mittelmeerraumes besitzen die West-Alpen sowie die südlichen Teile der Ost-Alpen mit dem Übergangsbereich zu den Dinariden eine relativ hohe Seismizität. Nördlich der Alpen ist in den zum Festlandsockel gehörenden Teilen Europas die Seismizität in Deutschland am größten. In Nordeuropa zeigt der Flachmeerbereich, der Norwegen vorgelagert ist, eine bewerkenswerte Bebentätigkeit (Abbildung 1). An den nordwestlichen Randbereichen der Abbildung 1 wird die enge Scharung von Beben entlang des Mittelatlantischen Rückens, der ebenso eine Plattengrenze darstellt, deutlich. Es ist zu erkennen, wie diese Plattengrenze Island mit einer nach Osten gerichteten Ausbuchtung quert.

Auch in Europa können die Auswirkungen durch Erdbeben katastrophale Ausmaße erreichen.

 

Die Tabelle 2 gibt eine Rangfolge der fünf katastrophalsten europäischen Erdbeben in der Geschichte. Angeführt wird diese Aufstellung vom Messina-Erdbeben 1908. Sowohl bei diesem als auch beim Lissabon-Erdbeben 1755 war ein beträchtlicher Teil der Toten und der Schäden auf einen vom Beben ausgelösten Tsunami zurückzuführen; d. h. einer durch Beben ausgelösten Wasserwoge.

Tabelle 2. Rangfolge katastrophalster europäischer Erdbeben in der Geschichte (nach Anzahl der Todesopfer).
DatumLandRegion/ OrtToteMagnitude
1755, 1. Nov.PortugalLissabon70.0008.7
1693, 11. Jan.ItalienCatania60.0007.4
1999, 17. Aug.TürkeiKocaeli20.000 offiziell;
45.000 geschätzt
7.4
1783, 5. Feb.ItalienCalabria35.0006.9
1915, 13. Jan.ItalienArezzano33.0007.0

Eine Auswahl von gut untersuchten Schadenbeben in Europa seit 1976 enthält die Tabelle 3. Das verheerendste dieser Beben ereignete sich 1980 in Süditalien (Irpinia), bei dem nahezu 4.700 Tote zu beklagen waren, 9.000 Verletzte und 250.000 Obdachlose. Die Schäden beliefen sich auf damalige 20 Milliarden US-$. Die zweitstärkste europäische Bebenkatastrophe seit 1976 ereignete sich 1977 in Bukarest, wo durch ein Beben in 150 km Tiefe mehr als 1.500 Menschen den Tod fanden. Bemerkenswert sind auch die beiden letzten in Tabelle 3 angeführten Beben, die trotz ihrer moderaten Stärke zwar glücklicherweise nur wenige Tote, aber enorme Schäden verursachten.

Tabelle 3. Auswahl von Schadenbeben in Europa seit 1976.
OrtJahrMToteweitere AngabenSchäden in
Mio US-$
Italien, Friaul 1976 6.5 978   2.000
Rumänien, Bukarest 1977 7.0 1.581 150 km tief 800
Deutschland, Albstadt 1978 5.7 0 6.850 beschädigte Häuser 140
Portugal, Azoren 1980 6.8 56 400 Verletzte 10
Süditalien, Irpinia 1980 6.9 4.689 9.000 Verletzte, 250.000 Obdachlose 20.000
Griechenland, Athen/Korinth 1981 6.8 16   >25
Belgien, Lüttich 1983 5.0 2 26 Verletzte, Hunderte beschädigte Häuser 50
Süditalien, Abruzzo 1984 5.8 7 100 Verletzte 25
Rumänien, Bukarest 1986 6.9 2 große Schäden, 132 km tief 730
Griechenland, Kalamata 1986 5.9 20 300 Verletzte, 1.500 Häuser zerstört >25
Niederlande, Roermond/ Heinsberg (D) 1992 5.9 1 25 Verletzte, 7.200 beschädigte Häuser 145
Griechenland, Aigion 1995 6.6 5 12.000 Obdachlose, 6.300 Häuser zerstört 450
Italien,Umbrien/ Marken 1997 5.6 4   4.525
Griechenland, Athen 1999 5.9 145 70.000 Obdachlose 4.000

Die Tabelle 3 enthält zudem auch drei Beben in Deutschland bzw. im grenznahen Raum: 1978 mit Herd in Albstadt (Baden-Württemberg), 1983 in Liège (Lüttich, Belgien) und 1992 in Roermond bzw. westlich Heinsberg, d. h. in deutsch-holländischen Grenzgebiet. Trotz der moderaten Magnituden dieser jüngsten Beben in unserem Raum waren dennoch beachtliche Schadenssummen zu verzeichnen.


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