Echtzeitvorhersage für urbane Sturzfluten (EVUS)
Urbane Sturzfluten als unmittelbare Folge von lokalen Starkregenereignissen mit sehr hohen Niederschlagsintensitäten, haben in den letzten Jahren zu erheblichen Sach- und Personenschäden in Deutschland geführt. Solche durch das Versagen des städtischen Entwässerungssystems verursachten Überflutungen werden mit einer erwarteten Zunahme von Extremereignissen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
Durch den lokalen Charakter von Starkniederschlagsereignissen und den sehr kurzen Reaktionszeiten des städtischen Entwässerungssystems stellen Vorhersagesysteme mit möglichst langen Vorwarnzeiten eine große Herausforderung dar.
Im Projekt EVUS soll ein solches Vorhersagesystem für urbane Sturzfluten beispielhaft für die Stadt Hannover entwickelt werden. Das Vorhersagesystem basiert auf der Kopplung von Niederschlagsvorhersagen, Strömungs- und Abflussmodellen für Oberfläche und Untergrund sowie einem Modell zur schnellen Schadensschätzung.
Dabei sollen zunächst mit physikalisch basierten Modellen die Strömungsverhältnisse und Abflüsse vollständig abgebildet, und auf dieser Basis Strömungsszenarien berechnet werden. Für die Echtzeitvorhersage wird auf Basis dieser Strömungsszenarien ein Metamodell mit deutlich kürzeren Rechenzeiten entwickelt.
Die Sektion 5.4 „Hydrologie“ des GFZ bearbeitet in diesem Projekt den Teilbereich „Risikoquantifizierung und Identifizierung kritischer Gebiete“, dessen wissenschaftliche Arbeit zwei Schwerpunkte umfasst:
- Entwicklung und Validierung eines probabilistischen multi-parameter Modells zur Bestimmung von Schäden durch urbane Sturzfluten an Wohngebäuden auf der Basis empirischer Befragungsdaten.
- Kopplung des Schadensmodells mit dem physikalischen Abflussmodell sowie dem Meta-Modell zur Identifizierung von Schadens-Hotspots und einer Schadensquantifizierung in Echtzeit.
EVUS wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF gefördert. Das Projekt ist Mitte 2015 mit einer Laufzeit von 3 Jahren gestartet.
Das Projekt wird koordiniert vom Institut für Strömungsmechanik und Umweltphysik im Bauwesen (ISU) der Leibniz Universität Hannover (LUH). Weitere Projektpartner sind das Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau (WAWI) der LUH, das Institut für Kartographie und Geoinformatik (IKG) der LUH, das Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie GmbH (ITWH), die IP SYSCON GmbH und als assoziierter Partner die Stadtentwässerung Hannover.