Ein verhinderter Sahara-Atlantik
01.03.2014| Potsdam: Das Auseinanderbrechen des Urkontinents Gondwana vor rund 130 Millionen Jahren hätte in einer völlig anderen Form der Kontinente Südamerika und Afrika resultieren können. Südlich der Sahara läge dann heute ein Ozean. Dies haben Geowissenschaftler der Universität Sydney (Australien) und des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ mit Hilfe von plattentektonischen und dreidimensionalen numerischen Modellen zeigen können. Entscheidend für den Ablauf des Auseinanderbrechens eines Kontinents ist die Orientierung eines kontinentalen Grabenbruchsystems relativ zur Dehnungsrichtung. Von dieser Orientierung hängt ab, ob ein neuer Ozean entsteht oder nur ein Sedimentbecken im Innern eines Kontinentes erhalten bleibt.
Über Hunderte von Millionen Jahren vereinte der Superkontinent Gondwana die südlichen Kontinente Südamerika, Afrika, Indien, Australien und die Antarktis. Während die Gründe für Gondwanas Zerbrechen noch immer diskutiert werden, steht fest, dass sich der Superkontinent erst entlang der Ostafrikanischen Küste in einen westlichen und östlichen Teil spaltete, bevor Grabenbrüche zwischen dem heutigen Südamerika und Afrika die Entstehung des Südatlantiks einleiteten. Die dabei entstandenen Kontinentalränder und das sich von Nigeria bis Libyen im Untergrund des afrikanischen Kontinents erstreckende Westafrikanische Riftsystem geben Aufschluss über die Prozesse, die den heutigen Kontinenten ihre Form gaben. Christian Heine (Universität Sydney) und Sascha Brune (GFZ) untersuchten warum einige dieser Grabenbrüche im Innern Afrikas nicht zu einem Ozean aufbrachen, während sich der südliche Teil dieses Grabenbruchsystems zum heutigen Südatlantik entwickelte.
„Eine Bruchzone, die sich vor 130 Millionen Jahren von Südafrika bis nach Libyen erstreckte, hätte Afrika entlang einer Nord-Süd Achse in zwei Teile gespalten,“ erklärt der GeoForscher Sascha Brune. „Wir konnten jedoch zeigen, dass eine konkurrierende Riftzone entlang des heutigen Äquatorial-Atlantiks in einer dramatischen plattentektonischen Wendung die Spaltung Afrikas und damit die Entstehung eines ‚Sahara-Atlantiks‘ verhinderte.“ Die komplexen numerischen Modelle liefern einen verblüffend einfachen Grund: Je größer der Winkel zwischen Bruchzone und Dehnungsrichtung ist, desto mehr Kraft benötigt ein Riftsystem. Das nahezu senkrecht zur westwärtigen Dehnungsrichtung liegende Westafrikanischen Rift benötigte damit deutlich mehr Kraft und verlor letztendlich gegen seinen äquatorialatlantischen Kontrahenten.
Christian Heine, Sascha Brune: “Oblique rifting of the Equatorial Atlantic: Why there is no Saharan Atlantic Ocean”, GEOLOGY, 01.03.2014, doi: 10.1130/G35082.1