Am 23.08.2024 hat der Stellvertretende Premierminister von Kasachstan, Kanat Bozumbayev, das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam besucht. Er wurde mit seiner hochrangig besetzten Delegation von der Wissenschaftlichen Vorständin des GFZ, Prof. Dr. Susanne Buiter, begrüßt und empfangen. Begleitet wurde der Vizepremier u.a. vom Botschafter der Republik Kasachstan in Deutschland, S.E. Nurlan Onzhanov, vom Vize-Minister für Wasserressourcen und Bewässerung, Bolat Bekniyaz, vom Vize-Minister für Ökologie und Rohstoffe, Mansur Oshurbayev, und vom Generaldirektor des Instituts für Wasserwirtschaft, Nurlan Balgabayev.
Der Besuch erfolgte im Rahmen der langjährig bestehenden Kooperationen und Aktivitäten des GFZ in der Region Zentralasien, insbesondere im Zusammenhang mit den Arbeiten des GFZ zum Global Change Observatorium Zentralasien sowie im Rahmen des Zentralasiatischen Instituts für Angewandte Geowissenschaften, ZAIAG. Der Austausch diente der Vertiefung der Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Transfer und Ausbildung.
Fokus auf Naturgefahren und dem Schutz der Bevölkerung
Naturgefahren sowie Optionen zum Schutz der Bevölkerung vor damit verbundenen negativen Auswirkungen bildeten auf Anfrage des Stellvertretenden Premierministers Bozumbayev einen Schwerpunkt der Gespräche. Von besonderem Interesse war die für die Region relevante Gefährdung durch Hochwasser und Erdbeben, nicht zuletzt, weil Kasachstan in diesem Jahr bereits von schweren Überschwemmungen und einer Reihe von Erdbeben im Süden des Landes betroffen war. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Anpassungsmöglichkeiten an die Folgen des Klimawandels, speziell für den Bereich des Wasserhaushalts in Zentralasien.
Die Austausch-Themen im Detail
Nach der Begrüßung durch GFZ-Vorständin Prof. Susanne Buiter gab Dr. Oliver Bens, Leiter Operatives Management am GFZ und Ko-Direktor des Zentralasiatischen Instituts für Angewandte Geowissenschaften, einen Überblick über die Arbeit dieses Instituts und die Zentralasien-Forschungen des GFZ, die bereits seit über zwanzig Jahren in enger Kooperation mit dortigen Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Dr. Milena Latinovic, Post-Doc-Wissenschaftlerin in der GFZ-Sektion Hydrologie, stellte das Projekt CAWa Green vor, das sich unter anderem mit hydrologischem Monitoring, modernen Modellierungsansätzen und Vorhersagen beschäftigt. Es ist Teil der vom Auswärtigen Amt geförderten „Green Central Asia Initiative“, die zu einer soliden wissenschaftlichen und zuverlässigen regionalen Datengrundlage für die Entwicklung nachhaltiger Wassermanagementstrategien in Zentralasien beitragen soll. Denn Zentralasien steht – durch den Klimawandel verstärkt – nicht nur hinsichtlich Naturkatastrophen vor großen wasserbezogenen Herausforderungen, sondern auch bezüglich Wasserknappheit, Verschlechterung der Wasserqualität und ineffizienter Wassernutzung.
Das anschließende Austauschgespräch diente u.a. der Abstimmung von zukünftig noch engeren Kooperationen im Bereich der Ausbildung. Die Regierung Kasachstans erläuterte dazu die Pläne für den Aufbau einer nationalen Universität für Wasserwirtschaft und Landschaftswasserhaushalt in der Stadt Taras im Süden Kasachstans. Die Folgen der jüngsten Überschwemmungen, die in ihrer Intensität in den letzten 80 Jahren beispiellos waren, haben gezeigt, dass innovative Ansätze zur Bewältigung und zukünftigen Vermeidung solcher Katastrophen notwendig sind. Die Vertreter der kasachischen Regierung und ihrer Fachbehörden zeigten sich sehr interessiert für die methodische Expertise des GFZ und seine Kenntnisse zur Region Zentralasien. In diesem Zusammenhang wurden auch Perspektiven für den Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Institute of Water Resources sowie zur Einbindung der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) in Almaty, der Kazakh National Agricultural Research University (KazNARU, Almaty) und der staatlichen Behörde für Meteorologie und Hydrologie (KazHydroMet) angesprochen.
Besuch der GEOFON-Zentrale
Abschließend besuchte die Delegation die Zentrale von GEOFON. Das GEOFON-Programm umfasst ein weltumspannendes seismisches Netzwerk, ein seismologisches Datenzentrum sowie ein globales Erdbebenüberwachungssystem und fördert internationale Kooperation in Seismologie. GEOFON bietet frei zugänglich seismische Echtzeit-Daten, Zugriff auf eigene und externe Archiv-Daten sowie schnelle und weltweite Erdbebeninformationen und Softwareentwicklung.
Hier stellte Prof. Dr. Frederik Tilmann, Leiter der Sektion Seismologie, Beiträge des GFZ zum weltweiten Erdbebenmonitoring vor, mit Fokus auf Zentralasien. Dr. Marco Pilz, Wissenschaftler in der Sektion Erdbebengefährdung und dynamische Risiken, gab einen Überblick über Möglichkeiten für ein Erdbebenmonitoring in Zentralasien und informierte speziell zu Optionen für die Regionen in Südkasachstan.