Das Zentralasiatische Institut für Angewandte Geowissenschaften (ZAIAG) ist im Oktober zwanzig Jahre alt geworden. Das wurde in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek mit einem internationalen Kongress gefeiert. Das ZAIAG ist eine gemeinsame Gründung des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ und der Regierung der Kirgisischen Republik. Neben zahlreichen Wissenschafter:innen aus 12 Nationen würdigten auch Vertreter:innen aus Ministerien und Fachbehörden der zentralasiatischen Republiken sowie aus internationalen Organisationen die Verdienste des Instituts und nahmen künftige Herausforderungen in den Blick.
Dr. Oliver Bens, von Seiten des GFZ Ko-Direktor des ZAIAG, sagte anlässlich des Jubiläums:
„Mit seinem multidisziplinären Ansatz widmet sich das ZAIAG gesellschaftlich relevanten Themen im Kontext von Naturgefahren, des Klimawandels und der Landschafts- und Umweltentwicklung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Verfügbarkeit von Wasserressourcen und der Frühwarnung vor Naturgefahren. Das ZAIAG hat sich in den 20 Jahren seines Bestehens zu einem wichtigen Partner für Forschung, Geo- und Umweltmonitoring, Wissensaustausch, Beratung und Ausbildung entwickelt. Diesem gesamtheitlichen Ansatz, mit dem das Institut Lösungsansätze für die gesamte Region Zentralasiens anstrebt, verdankt es seinen Erfolg.“
Prof. Dr. Susanne Buiter, Wissenschaftliche Vorständin des GFZ, sagte auf der Festveranstaltung:
„Der Klimawandel und seine Folgen gehören zu den dringendsten Herausforderungen für die Menschheit, und es ist eine Herausforderung, die uns in Deutschland ebenso bewegt und betrifft wie die zentralasiatischen Staaten, dort in noch stärkerem Maße. Die Lösungsansätze werden meist in zwei Dimensionen beschrieben: Abschwächung und Anpassung. Ich möchte zwei weitere Dimensionen hinzufügen: Beobachtung und Zusammenarbeit. Man braucht beides, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und sich an die regionalspezifischen Folgen effektiv anzupassen. Die wichtige Rolle Zentralasiens für die Erforschung des Erdsystems war schon vor mehr als 20 Jahren klar, und sie wird im Zuge der Herausforderungen, die uns die gegenwärtige Dynamik eines Systems im Wandel stellt, noch wichtiger. Das ZAIAG kann stolz darauf sein, alle vier Dimensionen abzudecken. Ich gratuliere zu 20 Jahren erfolgreicher und relevanter Forschung und freue mich auf viele weitere Jahre der fruchtbaren Zusammenarbeit.“
Hintergrund: Die Folgen des Klima- und Landschaftswandels in Zentralasien
In Zentralasien sind die Effekte des Klimawandels und damit verbundener Naturgefahren bereits dramatisch und laut Prognosen der Weltbank und des IPCC wird diese Region zunehmend Extremereignissen ausgesetzt sein. In den Gebirgslandschaften werden Gletscher und Permafrost weiter abtauen und Fluten, Hangrutschungen, Schlammlawinen und Gletscherseeausbrüche zunehmen. Dies alles wird gravierende ökonomische und soziale Folgen haben – für die Gesellschaften in Zentralasien und darüber hinaus. Denn mehr als eine Milliarde Menschen sind direkt vom Wasser der Region abhängig, sei es für Trinkwasser, Bewässerung oder Wasserkraft.
Über das ZAIAG und seine Geschichte
Das Zentralasiatische Institut für Angewandte Geowissenschaften ZAIAG ist eine Gründung der Regierung der Kirgisischen Republik und des GFZ. Die entsprechenden Verträge wurden Ende 2002 unterzeichnet. Es schloss sich eine Gründungsphase an, in der u.a. ein geeigneter Standort in Bischkek ausgewählt, Gebäude grundlegend renoviert und für eine wissenschaftliche Einrichtung ertüchtigt sowie zahllose administrative Vorarbeiten geleistet wurden. Im Jahr 2004 konnte das Institut eingeweiht werden und seinen Wissenschafts-Betrieb aufnehmen.
Mit seiner Arbeit stärkt das ZAIAG die geowissenschaftlichen Kapazitäten in Zentralasien, betreibt Monitoring- und Informationssysteme und fördert die internationale Zusammenarbeit. Das Institut bietet wissensbasierte Unterstützung von Entscheidungsträgern für die Region Zentralasien, etwa aus Ministerien, Behörden oder NGOs, und bildet Nachwuchskräfte aus.
Der ganzheitliche Ansatz des ZAIAG wird von deutschen Entscheidungsträgern und Förderorganisationen anerkannt. So wurden in den letzten zwei Jahrzehnten viele fruchtbare Programme für die Forschung in Zentralasien ins Leben gerufen, die sich zum Teil über viele Jahre erstrecken, zum Beispiel „Green Central Asia“ und Central Asian Water „CAWa“.
Das GFZ ist wissenschaftlich bereits seit den 1990er Jahren in Kirgistan aktiv. Die Arbeiten stehen dabei in einer langen Tradition geowissenschaftlicher Zusammenarbeit in dieser Region, die zurückreicht bis zu der ersten großen Pamir-Expedition mit deutscher Beteiligung im Jahre 1928.