10.02.2017: Er war der erste Deutsche im Weltraum – und hat auf dem Telegrafenberg über Fernerkundung promoviert. Am 13. Februar wird Sigmund Jähn 80 Jahre alt: Herzlichen Glückwunsch!
Es war zu einer Zeit, als bemannte Raumflüge noch etwas Besonderes waren. Und dieser erst recht: Vom 26. August bis zum 3. September 1978 flog Sigmund Jähn, Bürger der DDR, in den Weltraum. Er war damit der erste Deutsche im Erdorbit. An Bord der sowjetischen Raumstation „Saljut-6“ machte er unter anderem materialwissenschaftliche Experimente und fertigte Aufnahmen mit der Multispektralkamera MKF 6 von ZEISS-Jena. Diese konnte Fotos in sechs verschiedenen Spektralbereichen des Lichts aufnehmen und eignete sich daher für die Fernerkundung, etwa um geologische Strukturen aufzuspüren.
„Zuerst war geplant, dass ich viele Aufnahmen vom Gebiet der DDR mache“, erzählt Jähn. „Die Orbitkonstellation von Saljut-6 war aber ungünstig, wenn wir das Land überflogen, war es meistens dunkel.“ Also machte der Kosmonaut vor allem Fotos von der Sowjetunion und anderen Gebieten der Erde.
Nach der unsanften Landung – Jähn hat seitdem Rückenprobleme – kehrte er zum Militär zurück und wurde Leiter des Zentrums für Kosmische Ausbildung des Kommandos Luftstreitkräfte. Die Aufnahmen der MKF 6 wurden am Potsdamer Zentralinstitut für Physik der Erde (ZIPE) ausgewertet, das nach der Wiedervereinigung einen Grundstein das GFZ bildete. Der damalige ZIPE-Direktor, Heinz Kautzleben, ermunterte Jähn zu einer Promotion. Sie entstand bis 1983 gemeinsam mit dem Fernerkundungsexperten Karl-Heinz Marek und widmete sich möglichen Anwendungen der damals noch neuen Methodik. „Ich muss ehrlich sagen, den meisten Anteil hat Marek erbracht“, sagt Jähn. „Ich war vor meinem Raumflug Inspekteur für Flugsicherheit bei den Luftstreitkräften und hatte anschließend dann auch mit der Öffentlichkeitsarbeit viel zu tun.“ Er erinnere sich bis heute gern an anregende Diskussionen mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Jähn blieb der Raumfahrt treu. Er arbeitete später unter anderem als Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Europäische Raumfahrtagentur ESA. Inzwischen habe er etwas Abstand gewonnen und sehe die Raumfahrt vor allem philosophisch, sagt er. „Bevor wir hoch fliegenden Träumen nachhängen, Kolonien auf dem Mars oder anderen Planeten zu errichten, sollten wir uns darum kümmern, das Leben auf der Erde lebenswert zu erhalten, anstatt uns gegenseitig zu bedrohen.“ (rn)