Am 11. April verstarb der ehemalige GFZ-Sektionsleiter Horst Jochmann einen Tag nach seinem 93. Geburtstag zuhause im Kreis seiner Familie.
Horst Jochmann leitete von 1992 bis 1995 die Sektion Systemtheorie und Modellierung im heutigen Department Geodäsie. Nach der Wende hat er intensiv an der Entwicklung des GFZ mitgewirkt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten waren breit gefächert und reichten von der Instrumentenkunde über die Geodätische Astronomie bis hin zur Geophysik.
Horst Jochmann wurde in Köthen in Sachsen-Anhalt geboren und studierte Geodäsie an der Technischen Hochschule Dresden. Im Jahr 1955 promovierte er zum Dr.-Ing. Im Anschluss war er bis 1961 bei der Firma Carl Zeiss in Jena angestellt, wo ihm vier Patente erteilt wurden, darunter eins für eine automatische Kippachsenstabilisierung. In dieser Zeit verfasste er auch seine Habilitationsschrift, mit er sich 1960 in der Photogrammmetrie an der Technischen Universität in Dresden habilitierte. 1961 wurde er auf den Lehrstuhl für Photogrammetrie an die TU Dresden berufen, den er bis zu seiner Inhaftierung 1966 innehatte. Er hat fünf Jahre als politischer Gefangener im Hochsicherheitstrakt der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit Hohenschönhausen der ehemaligen DDR verbracht. Auch während dieser Zeit hat er weiter wissenschaftlich publiziert.
Im Jahr 1971 wurde Horst Jochmann entlassen und arbeitete fortan bis zur Wende als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Zeit- und Breitendienst des Zentralinstituts für Physik der Erde. Hier war er unter anderem an der Errichtung und dem Einsatz eines photographischen Zenitteleskops beteiligt und den damit durchgeführten astronomischen Zeit- und Breitengrad-Bestimmungen.
Harald Schuh, Direktor des GFZ-Departments Geodäsie: „Horst Jochmann war eine charismatische Persönlichkeit und dem GFZ auch nach seinem Ruhestand über beinahe 25 Jahre sehr eng verbunden.“
Christoph Reigber, ehemaliger Direktor des GFZ-Departments Geodäsie und Fernerkundung, heute Department Geodäsie: „Ich hatte das Glück, viele Jahre vertrauensvoll mit Professor Jochmann zusammenarbeiten zu können und seine wissenschaftlich anregende und menschlich warme Wesensart zu erleben.“
Reinhard Hüttl, wissenschaftlicher Vorstand des GFZ: „Horst Jochmann war sowohl in der Vor- als auch Nachwendezeit ein international anerkannter Wissenschaftler und sehr geschätzter Kollege. Mit seinen Beiträgen zur multidisziplinären Geoforschung und seiner engagierten Förderung des geowissenschaftlichen Nachwuchses hat er dem GFZ große Dienste erbracht. Wir sind mit unseren Gedanken bei seiner Familie“. (ak)