Originaltext: 4. Mai 2020
Die Arbeit am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ findet nach wie vor überwiegend im Home Office statt. Das hat der Vorstand des Zentrums der Belegschaft mitgeteilt. Hintergrund ist die weiterhin bestehende Notwendigkeit, die Ausbreitung des Corona-Virus SARS-CoV-2 zu verlangsamen. Zugleich soll die Forschungstätigkeit schrittweise wieder hochgefahren werden. Hierfür hat der Krisenstab des GFZ ein Konzept vorgelegt, das einen „eingeschränkten Präsenzbetrieb“ vorsieht. Tätigkeiten auf dem Campus Telegrafenberg oder in den Außenstellen sind damit wie bisher nur in Ausnahmefällen sowie nach vorheriger Rücksprache mit den Vorgesetzten möglich.
Der Vorstand hat alle Forschenden und das technische Personal gebeten, nur die notwendigen Labor- und Feldarbeiten wieder aufzunehmen. Für alle wieder in Betrieb gehenden Labore und Werkstätten muss ein spezieller Betriebsplan vorgelegt und vom Sicherheitsingenieur genehmigt werden. Dabei spielen Infektionsschutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle. Das gilt auch für Feldarbeiten, die nicht verschiebbar sind, etwa weil Instrumente gewartet oder jahreszeitlich bedingt Messungen vorgenommen werden müssen. Reisen ins Ausland sind weiterhin nicht möglich, Inlandsfahrten nur unter besonderer Beachtung von Infektionsschutzmaßnahmen. Bis zum Ende der vergangenen Woche waren für knapp ein Drittel der Labore und Werkstätten entsprechende Betriebspläne genehmigt.
Davon unabhängig gibt es eine Reihe wichtiger Dienste, die das GFZ dauerhaft für die Wissen-schaft und die Gesellschaft bereitstellt. Dazu zählt unter anderem die weltweite Erdbeben-beobachtung über das GEOFON-Netzwerk und dessen Beitrag zu vielen Frühwarnsystemen weltweit. Ein weiterer Dienst ist die Bereitstellung des kp-Indexes. Dieser wurde entwickelt, um die Teilchenstrahlung der Sonne durch ihre magnetischen Effekte zu messen. Er gilt heute als Hinweis für den Energieeintrag aus dem Sonnenwind in das System Erde. Ebenfalls von zentraler Bedeutung sind mehrere „Satellitendienste“, insbesondere jene für die Funktionsfähigkeit von Navigationssystemen (Global Navigation Satellite Systems, GNSS). Das GFZ ist eines von zehn globalen Analysezentren. Die aus den Daten kontinuierlich bestimmten Satellitenbahnen, Stationskoordinaten und Erdrotationsparameter sind essentiell für Navigation und Positionierung auf der Erde und im Weltraum sowie die Grundlage für eine Vielzahl gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aktivitäten. Ein Ausfall einzelner oder mehrerer Analysezentren kann kritische Auswirkungen haben.
Das GFZ liefert auch einen Beitrag zur Wettervorhersage durch tägliche, global verteilte GNSS-Radio-Okkultations (RO)-Messungen. Vereinfacht gesagt werden Signale von Satelliten wie TerraSAR-X und Tandem-X genutzt, um den Wasserdampfgehalt der Atmosphäre zu messen. Die Daten gehen an nationale und internationale Wetterdienste.
Der Vorstandsvorsitzende des GFZ, Reinhard Hüttl, sagt: „Das Infektionsgeschehen wird unsere Arbeit noch lange beeinflussen, aber wir selbst haben es in der Hand, unseren Beitrag zur Verbesserung der Lage zu leisten.“ Als Vorstand eines großen Forschungszentrums könne man nur einen Rahmen schaffen, „der allen hilft, die Situation zu meistern, und der zugleich dazu dient, den Betrieb im GFZ schrittweise wieder hochzufahren.“ Für das GFZ heiße das, es bleibe bis auf weiteres bei einem „eingeschränkten Präsenzbetrieb“. (jz)