09.12.2016: Das internationale World Stress Map-Projekt (WSM) beschreibt den Spannungszustand der Erdkruste, bildet ihn in globalen Karten ab und untersucht die Ursachen der Spannungen. Zum 30. Jubiläum veröffentlicht das Projekt, unter der Leitung von Oliver Heidbach, GFZ-Sektion Erdbebengefährdung und Spannungsfeld, eine neue globale Datenbank.
Die Datenbank bildet den gegenwärtigen Spannungszustand der Erdkruste ab. Im Vergleich zur vorherigen Version ist die Anzahl der verfügbaren Datensätze in der neuen Datenbank verdoppelt; die nationalen Datensammlungen acht weiterer Länder sind integriert: Australien, China, Großbritannien, Kanada, Neuseeland, Island, Italien, Schweiz. Durch eine deutliche Erhöhung der Datendichte können nun für viele Gebiete selbst regionale und lokale Anomalien des Spannungsmusters dargestellt werden.
Dadurch ist es möglich, Spannungsquellen besser als bisher zu verstehen und so zum Beispiel Fragen nach der lokalen Stabilität des Untergrunds zu beantworten. Das hilft auch bei einer sicheren Nutzung des Untergrundes, etwa im Bereich der Geothermie. Über ein Webinterface werden die öffentlich zugänglichen Daten in Form von Karten an die Nutzerinnen und Nutzer ausgegeben. Anwendungsfelder liegen vor allem innerhalb der Geo- und Ingenieursdisziplinen, wie der Geodynamik, Plattentektonik, Geo-Gefahrenabschätzung, dem Reservoir-Management oder dem Tunnelbau. Auch für die Untersuchung potenzieller Endlagerstandorte für hochradioaktiven Abfall sind die Daten von zentraler Bedeutung.
Die bisherigen Arbeiten der WSM konzentrierten sich auf Daten zur Ausrichtung der maximalen horizontalen Spannungen in der Erdkruste. Der Fokus zukünftiger Arbeiten des Projekts liegt auf der Zusammenstellung der Stärke des Spannungsfeldes. Mit diesen Daten können dann geomechanisch-numerische Modelle kalibriert werden. Diese Modelle sollen aus den nur punktuell vorliegenden Informationen der WSM in Zukunft eine kontinuierliche Beschreibung des 3D-Spannungszustandes der Erdkruste bereitstellen.
Das WSM ist ein Kooperationsprojekt von geo- und ingenieurwissenschaftlichen Einrichtungen, Industriepartnern sowie öffentlichen Einrichtungen. Das Projekt wurde im Jahr 1986 durch das Internationale Lithosphärenprogramm (ILP) initiiert. Von 1995 bis 2008 führte die Heidelberger Akademie der Wissenschaften das Projekt weiter, seit 2009 wird es am GFZ koordiniert. Seit 2012 ist das WSM auch Mitglied im International Council for ScienceWorld Data System. (ak)