Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Wärmespeicher: Forschungs-Bohrung erfolgreich

Die Bohrung liefert wichtige Informationen für den Bau von Berlins größtem Wärmespeicher in Adlershof. Das Ziel: Im Sommer Wärme aus erneuerbaren Quellen für den Winter im Untergrund zu speichern.

Die Speicherung von Wärme im Untergrund kann einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten. Eine Möglichkeit hierfür ist die Speicherung von Wärme in Aquiferen, d.h. in durchlässigen, Grundwasser-führenden Gesteinsschichten (Aquifer Thermal Energy Storage (ATES)). Mit einer 410 Meter tiefen Forschungsbohrung untersucht ein Team des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ aus der Sektion 4.3 „Geoenergie“ unter der Leitung von Dipl.-Ing. Stefan Kranz und Dr. Katrin Kieling, ob am Standort Berlin-Adlershof Sandsteinschichten des Jura (Hettang) für ein ATES-System geeignet sind. Es soll in das bestehende Fernwärmenetz implementiert werden. Im September wurde die Bohrung erfolgreich komplettiert. Nun finden die weiteren Analysen statt.

Impressionen vom Projektverlauf können Sie in der Bildergalerie oben sehen.

Hintergrund: Potenzial unterirdischer Wärmespeicherung im Südosten Berlins

Am Standort Berlin-Adlershof errichtet die Berliner Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft (BTB) im Projekt „Reallabor GeoSpeicher Berlin“ Berlins größten Wärmespeicher – in Kooperation mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ und der TU Dresden. Die als Speicher anvisierten Aquifere liegen in rund 400 Meter Tiefe, wo Temperaturen von um die 23 Grad Celsius herrschen. Hier soll im Sommer 90 Grad heißes Wasser eingespeist werden. Es speichert die Überschusswärme aus einem Holzheizkraftwerk, in dem Altholz zur Energiegewinnung genutzt wird. Im Winter wird das heiße Wasser wieder hochgepumpt und in das bestehende Fernwärmenetz eingespeist. Modellierungen zeigen, dass rund 85 Prozent der eingespeisten Wärme wieder zurückgewonnen werden können.

Der geplante Aquiferspeicher soll zur Dekarbonisierung der Fernwärme in Südosten Berlins beitragen: Durch ihn kann ein Viertel der Wärme, die zurzeit im Winter noch aus dem Steinkohleheizkraftwerk Berlin-Schöneweide stammt, regenerativ ersetzt werden. Auf diese Weise lassen sich rund 10.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden.

So wurde gebohrt

Die Bohrarbeiten fanden im Rahmen des von der EU geförderten Projekts PUSH-IT vom 29. Juli bis zum 02. August 2024 statt. Aus einer bereits bestehenden Bohrung wurde im sogenannten Richtbohrverfahren ein Sidetrack gebohrt, das heißt ein Abzweig, der mit einer geringen Neigung vom ursprünglichen Bohrloch wegführt. Dazu arbeiteten die Kolleg:innen von der beauftragten Bohrfirma Anger’s Söhne Bohr- und Brunnenbaugesellschaft mbH und aus der Sektion Geoenergie des GFZ gemeinsam Tag und Nacht im 24 Stunden-Betrieb.

Um vom Bohrabschnitt zwischen 211 und 410 Meter Tiefe durchgängig Informationen zur Korngrößenverteilung im Gestein sowie der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung zu erhalten, wurde pro Bohrmeter eine Probe des Bohrkleins genommen und untersucht. Zum Teil konnten die Proben direkt vor Ort durch die Geowissenschaftlerin M.Sc. Lioba Virchow, die am GFZ promoviert, mittels einer mobilen Röntgenfluoreszensanalyse charakterisiert werden.

Analysen des tiefen Gesteins

Nach erfolgreichem Abschluss der Bohrarbeiten wurden diverse geophysikalische Bohrlochmessungen vorgenommen, um das Speichergestein weitergehend zu charakterisieren. Anschließend wurde die Bohrung komplettiert: Sie wurde verrohrt, wobei die Verrohrung im Bereich der potenziellen Speicherschicht –zwischen 371 und 389 Meter Tiefe – als Filter zum Gestein ausgeführt wurde. Entlang der gesamten Verrohrung und des Filterbereiches wurden außerdem Glasfaserkabel verbaut. Hieran waren das GFZ-Spin-off FOMON GmbH und die GFZ-Sektion 2.2 „Geophysikalische Abbildung des Untergrunds“ maßgeblich beteiligt. Die Glasfaserkabel ermöglichen eine kontinuierliche Überwachung der Temperatur entlang des Bohrlochs in 0,5-Meter-Abständen, sowie die Messung von akustischen Signalen und Dehnungsmessungen, die Aufschluss über mechanische Veränderungen in der Verrohrung und der Zementation geben können. Diese Arbeiten wurden im September erfolgreich abgeschlossen.

In der aktuellen Phase finden u.a. Tests zur Förderung von Wasser aus der Speicherschicht statt, später auch zum Einspeisen. Dafür wurde zunächst die beim Bohren anfallende Bohrspülung durch Klarpumpen entfernt, wobei schon das erste Formationswasser aus der Speicherschicht gefördert und beprobt wurde. Die stufenweise Erhöhung der Förderrate sowie die anschließende Ruhephase geben Aufschluss über die Produktivität und das hydraulische Verhalten der Bohrung.

Zwischenfazit

Priv.-Doz. Dr.-Ing. Guido Blöcher, Hydrogeologe und Leiter der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Produktionstechnologien“ in der GFZ-Sektion Geoenergie resümiert: „Wir haben einen vielversprechenden Produktivitätsindex von über 1 l/s/bar ermittelt, der darauf schließen lässt, dass mit dem angeschlossenen Sandstein gute Förderraten erreicht werden können. Dies ist für eine großskalige Wärmespeicherung besonders wichtig.“

Dipl.-Ing. Stefan Kranz, Leiter der Arbeitsgruppe „Geothermische Verfahrenstechnik und Systemintegration“ in der GFZ-Sektion „Geoenergie“ betont: „Die Fertigstellung der Forschungsbohrung ermöglicht nun weitere Tests zur Charakterisierung des Speicherverhaltens des Hettang Sandsteins. Wir werden im Rahmen des PUSH-IT Projektes nun Untersuchungen zum thermischen und hydraulischen Verhalten des Speichergesteins durchführen und dabei auch den Einfluss der Temperatur auf geochemische und mikrobiologische Prozesse betrachten.“ Die Ergebnisse fließen dann in die Umsetzung des Wärmespeichers der Berliner Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft (BTB) ein.

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Arbeitsgruppenleiter
Dipl.-Ing. Stefan Kranz

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