Die Geochemikerin Prof. Dr. Xiao-Ming Liu ist im Rahmen des Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreises seit dem 15. Juli für einen zweimonatigen Forschungsaufenthalt am GFZ. Sie wird in der Sektion 3.3 Geochemie der Erdoberfläche zu Gast sein und dort mit Prof. Dr. Friedhelm von Blanckenburg zusammenarbeiten.
Am GFZ forscht Xiao-Ming Liu daran, warum die Erde in den letzten 15 Millionen Jahren – also vor dem Einfluss der Menschen – schrittweise immer kälter wurde, bis sich Polareis und Gletscher gebildet haben. Dies ist eine der Grundlagenfragen der Geowissenschaft. Bisher ist bekannt, dass dies mit der Verwitterung der Gesteine an der Erdoberfläche und ihrer Ökosysteme zusammenhängt. Bei der Verwitterung wurden kleine Mengen des Treibhausgases CO₂ der Atmosphäre entzogen. Um die genaue Ursache zu finden, misst Xiao-Ming Liu an Sediment aus vergangenen Zeiten die Isotopenzusammensetzung einiger metallischer Elemente. Dafür setzt sie neue Methoden ein, die die Intensität der Verwitterung anzeigen.
Xiao-Ming Liu ist bekannt für die Anwendung innovativer Methoden der Geochemie stabiler Isotope. Mithilfe dieser Methoden erforscht sie die grundlegenden Prozesse der Erde. Bei der Entwicklung und Anwendung moderner Isotopenverhältnissysteme hat sie Pionierarbeit geleistet. Sie wendet diese Systeme auf die „kritische Zone“ der Erde an – der Teil der Erdoberfläche, in dem Gesteine, Wasser und Organismen so zusammentreffen, dass es zu chemischer Verwitterung und Bodenbildung kommt.
Xiao-Ming Liu hat in China, Kanada und den USA studiert und 2013 ihren PhD an der University of Maryland erhalten. Danach war sie zwei Jahre an der Carnegie Institution of Washington als PostDoc tätig. Seit 2015 forscht und lehrt sie an der University of North Carolina, zunächst als Assistenzprofessorin und seit 2021 als außerordentliche Professorin.
Über den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis
Der Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung jährlich an ca. 20 international anerkannte Wissenschaftler:innen verliehen. Mit dem Preis würdigt die Stiftung herausragende Forschungsleistungen. Um den Preis zu erhalten, muss von den Wissenschaftler:innen Zukunft erwartet werden, dass sie durch weitere wissenschaftliche Spitzenleistungen ihr Fachgebiet auch über das engere Arbeitsgebiet hinaus nachhaltig prägen werden. Mit dem Preisgeld wird die Durchführung von selbstgewählten Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Wissenschaftler:innen aus dem Fachgebiet gefördert.