Jürgen Matzka, Arbeitsgruppenleiter in der Sektion Geomagnetismus, ist zum Vorsitzenden des „Operations Committee“ und Mitglied im Vorstand von INTERMAGNET gewählt worden. INTERMAGNET ist das weltweite Netzwerk der Observatorien, die das Erdmagnetfeld beobachten. Dazu gehören auch die globalen Observatorien, die das GFZ – zum Teil mit nationalen und internationalen Partnern – betreibt.
Das INTERMAGNET-Programm zielt darauf ab, ein globales Netz kooperierender digitaler Magnetfeld-Observatorien aufzubauen, die moderne Standardspezifikationen für Mess- und Aufzeichnungsgeräte verwenden. So sollen der Datenaustausch und die Erstellung geomagnetischer Daten-Produkte in nahezu Echtzeit erleichtert werden. INTERMAGNET unterstützt bei Bedarf auch die Einrichtung neuer Observatorien und hilft bei der Verbesserung und Wartung bestehender Einrichtungen.
Das Operations Committee, bei dem jetzt Jürgen Matzka den Vorsitz führt, kümmert sich um die technischen Aspekte wie die Festlegung und Kontrolle von Qualitätsstandards für die Observatorien und deren Datenprodukte, sowie um die Verteilung von Echtzeit- und Archivdaten an Wissenschaftler:innen und interessierte Bürger:innen.
Das Executive Council (Vorstand) entscheidet über die Strukturen und Regeln von INTERMAGNET, kommuniziert mit nationalen und internationalen Einrichtungen und wird dabei vom Operations Committee unterstützt und beraten. Ihm gehören sechs Wissenschaftler:innen aus Großbritannien, Frankreich, USA, Kanada und jetzt auch aus Deutschland und Australien an.
Die kontinuierliche Vermessung und Überwachung des Erdmagnetfeldes ist aus verschiedenen Gründen wichtig (vgl. GFZ-Sektion 2.3 Geomagnetismus):
Das Erdmagnetfeld ist der natürliche Schutzschild vor Sonnenwindpartikeln und kosmischer Strahlung. Es wird zum größten Teil durch Geodynamoprozesse im äußeren, flüssigen Erdkern erzeugt. Weitere Anteile entstehen durch magnetisierte Gesteine der Erdkruste, durch elektrische Ströme in der Ionosphäre und Magnetosphäre im erdnahen Weltraum, und sogar durch Ozeanströmungen. Kenntnisse über die Quellen und deren zeitliche und räumliche Entwicklung lassen Rückschlüsse auf dynamische Vorgänge im Inneren der Erde sowie im erdnahen Weltraum zu. Auf dieser Basis versucht die Wissenschaft auch, Fragen nach der zukünftigen Entwicklung des Erdmagnetfelds sowie zum Weltraumwetter zu beantworten.
Um das Erdmagnetfeld und seine Veränderungen zu registrieren, betreiben Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit ein Netz von magnetischen Observatorien. Die ältesten bestehen seit etwa 180 Jahren. Zusätzlich werden zur Untersuchung der kleinräumigen Krustenanomalien aeromagnetische Messungen von Flugzeugen oder Schiffen aus durchgeführt. Seit gut zwei Jahrzehnten messen mehrere Satelliten – u.a. der CHAMP (2000-2010) und SWARM-Mission (seit 2013) – das Feld in einigen hundert Kilometern über der Erde mit hoher Genauigkeit. Über vergangene Zeiten geben darüber hinaus paläomagnetische Daten geologischer Archive wie Bohrkerne oder Gesteinsproben Auskunft.
INTERMAGNET ist eng mit anderen internationalen Organisationen verbunden:
- Mitglied des ICSU World Data System (International Council for Science), einer Organisation, die einen effektiven internationalen Austausch von Daten und Informationen in allen Disziplinen im Zusammenhang mit der Erde, ihrer Umwelt und der Sonne bietet.
- Mitglied der IAGA-Abteilung V – Geomagnetische Observatorien, Erhebungen und Analysen (International Association of Geomagnetism and Aeronomy)
- Beteiligung an EPOS (European Plate Observing System, eine multidisziplinäre, verteilte Forschungsinfrastruktur, die die integrierte Nutzung von Daten, Datenprodukten und Einrichtungen aus der Gemeinschaft der festen Erdwissenschaften in Europa erleichtert)
- Beitrag zu SuperMAG (weltweite Zusammenarbeit von Organisationen und nationalen Behörden zur Verbreitung von Messdaten des Erdmagnetfeldes)
Zur Person
Jürgen Matzka leitet das A.-Schmidt-Observatorium für Geomagnetismus Niemegk und am GFZ die Arbeitsgruppe „Geomagnetische Observatorien“ als Teil einer weltweiten, kontinuierlichen und hochqualitativen Erdbeobachtung. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Anwendung von geomagnetischen Daten in der Geophysik, der Weltraumphysik und im Dienste der Gesellschaft. Insbesondere wird dabei auch der international wichtige Kp Index erzeugt. Der Kp Index ist ein Maß für den Energieeintrag aus dem Teilchenstrom des Sonnenwinds in das System Erde und wird in Echtzeit für viele Weltraumwetterdienste genutzt. Ein hoher Wert bedeutet zum Beispiel eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Polarlichter aber auch eine größere Gefahr für Störungen zum Beispiel von Satelliten.
Weitere Informationen:
Zur Geschichte des 1930 eingeweihten A.-Schmidt-Observatoriums für Geomagnetismus Niemegk