Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum

Kirgisischer Botschafter am GFZ

Am 15. Juli 2024 besuchte der kirgisische Botschafter Omurbek Tekebaev das GFZ. Diskutiert wurden weitere mögliche Felder der Zusammenarbeit in Forschung, Ausbildung sowie Training.

Die Kooperation zwischen deutschen Wissenschaftsinstitutionen, unter anderem dem GFZ, und den Ländern der zentralasiatischen Region ist bedeutend und wurde mit der Gründung des Zentralasiatischen Instituts für Angewandte Geowissenschaften (ZAIAG) in Bischkek (Kirgistan) vor 20 Jahren institutionalisiert. Das GFZ engagiert sich in dieser wissenschaftlich relevanten Region bereits seit den 1990er Jahren.

Verschiedenste Gegebenheiten begründen die verstärkte Initiative in der Region Zentralasien*. Einerseits schreitet der Klimawandel in Zentralasien besonders stark voran und viele Auswirkungen werden dort bereits deutlich sichtbar. Der Klimawandel führt unter anderem zu Veränderungen des Wasserkreislaufs, Gletscherrückgängen, vermehrten Gletscherseeausbrüchen und Georisiken wie Überflutungen, Schlammlawinen und Hangrutschungen treten verstärkt auf. Andererseits werden in der Region schon heute unterschiedlichste Anpassungsstrategien an den Klimawandel in der Praxis erprobt, wobei deren Wirksamkeit wissenschaftlich begleitet und untersucht werden kann.

Darüber hinaus bilden die großen Gebirge in Zentralasien einen weltweit einzigartigen Naturraum. Dessen Schutz ist, unabhängig von unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen, ein intrinsischer Wert. Die Bedeutung dieses Naturraums ist insbesondere für die Wasserversorgung und den Wasserkreislauf der gesamten Region von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Die zahlreichen Gletscher in Tien-Shan-, Alai-, Altai- und Pamir-Gebirge speisen die Versorgungssysteme talabwärts. Hinzu kommt in diesen Gebirgen aufgrund der aktiven Geodynamik verbreitet das Auftreten von Erdbeben und damit verbundenen Risiken. Aufgrund dieser großen Bedeutung betreibt das GFZ in Zentralasien ein „Global Change Observatorium“, zu dem auch das ZAIAG mit seinen Monitoring- und Informationssystemen beiträgt.


Absichtserklärung zum Ausbau der Zusammenarbeit

Um die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kirgistan zu vertiefen, hat die deutsche Regierung 2023 gemeinsam mit dem kirgisischen Ministerkabinett eine Absichtserklärung zum Ausbau der wissenschaftlichen Zusammenarbeit verfasst. Insbesondere die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens ist beiden Seiten ein wichtiges Anliegen. Subsumiert unter dem Dach der Wissenschaftsdiplomatie stehen vor allem länderübergreifende Initiativen im Fokus, aber auch der Aufbau von „Joint Labs“ an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bzw. die Etablierung von (Exzellenz-)Netzwerken und gemeinsamen Nachwuchsgruppen.

Thematisch sind Anpassungsstrategien an den Klimawandel wichtiger Teil dieser Erklärung und auch die Absicht zur Zusammenarbeit im Umweltschutz und der Umweltsicherheit wird bekräftigt. Es sollen in diesem Zusammenhang Projekte in den Bereichen Naturgefahren, Wasser, Energie und Landnutzung gefördert werden.


Projekt „Green Central Asia“ am GFZ

Das Projekt „Green Central Asia“, das unter anderem vom GFZ wissenschaftlich koordiniert wird, ist ein zentraler Ankerpunkt der Zusammenarbeit. Diese Initiative wurde 2019 vom Auswärtigen Amt und den zentralasiatischen Außenminister:innen ins Leben gerufen, um in den oben genannten Bereichen zu kooperieren. Green Central Asia baut auf der langjährigen Vorläufer-Initiative Central Asian Water (CAWa) auf. Potentiell aufkommende (Nutzungs-)konflikte insbesondere mit Bezug zur Verfügbarkeit und Nutzung der lebenswichtigen Ressourcen wie Wasser, können auf diese Weise frühzeitig identifiziert und durch evidenzbasierte Entscheidungen abgewendet werden. Ein zentrales Anliegen ist daher die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, da viele natürliche Kreisläufe weit über die Ländergrenzen hinausreichen.

Ziel von Green Central Asia ist es auch, den Zugang zu wichtigen Umweltinformationen und Risikoanalysen zu verbessern, damit die partizipierenden Länder Zentralasiens die Auswirkungen des Klimawandels besser abschätzen und Präventionsmaßnahmen wirksam ergreifen können. Gleichzeitig sollen Dialoge und Workshops die Widerstandsfähigkeit der Partnerstaaten und die Fähigkeit der Entscheidungsträger:innen erhöhen, Sicherheitsrisiken infolge des Klimawandels auf nationaler und regionaler Ebene adäquat zu begegnen.

Der kirgisische Botschafter informierte sich am GFZ im Gespräch mit Forschenden mehrerer Fachgebiete zum Fortgang dieser wichtigen Arbeiten im Zusammenhang mit den Beiträgen des GFZ zu einer modernen Wissenschaftsdiplomatie.

 

ZAIAG│ Weitere Informationen

Das ZAIAG wurde 2002 vom GFZ und der kirgisischen Regierung gegründet. ZAIAG führt angewandte multidisziplinäre Forschung zu gesellschaftlich relevanten Themen durch, speziell Monitoring und Analyse von Geodynamik, Naturgefahren sowie damit verbunden die Entwicklung von Frühwarn-Systemen zur Schadensminimierung. Ein weiteres zentrales Aufgabenfeld sind Studien zu Verlauf und Intensität des regionalen Wandels, aktuellen Entwicklungstrends und deren Einflüsse auf die Umweltentwicklung. ZAIAG stärkt wissenschaftliche Kapazitäten in Zentralasien, betreibt Monitoring- und Informationssysteme und fördert die internationale Zusammenarbeit. Das Institut bietet wissensbasierte Unterstützung von Entscheidungsträgern für die Region Zentralasien (Ministerien, Behörden, NGO) und bildet Nachwuchskräfte aus.

 

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*Anmerkung der Redaktion: Zentralasien umfasst hier die fünf zentralasiatischen Republiken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan sowie die Mongolei, die hier im Rahmen eines erweiterten Zentralasienbegriffs einbezogen werden.

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