Am GFZ arbeitet in Zeiten der Corona-Krise der überwiegende Teil der Belegschaft im Homeoffice. Bis auf einen Minimalbetrieb vor Ort zur Sicherung von Diensten wie dem GEOFON-Erdbebenmonitor sollen so Kontakte untereinander reduziert werden, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Digitalisierung erlaubt es jedoch, auch aus der Ferne wichtige Monitoringaufgaben weiter zu betreiben.
In der Satelliten-Laser-Radarstation SLR werden die Bahnen von Satelliten per Laser bestimmt. Damit lassen sich diese Bahnen überwachen und auch Parameter ableiten wie die Erdrotation oder Verformungen der Erdoberfläche. Vor etwa zwei Jahren wurde das Observatorium modernisiert und kann seitdem auch aus der Ferne gesteuert werden, was jetzt den Betrieb aus dem Homeoffice ermöglicht.
Die Station ist für ihre Messungen auf klare Sicht angewiesen, Wolken versperren dem Laser den Weg in Richtung Satellit. Eine Phase mit schönem Wetter ab dem 21. März fiel in etwa mit dem Beginn des Umstiegs auf den Minimalbetrieb am GFZ zusammen. Das und die Tatsache, dass die technischen Mitarbeiter des Observatoriums zurzeit nicht in ihren Werkstätten arbeiten können und die Monitoring-Arbeit der Station aus dem Homeoffice unterstützen, ermöglichte einen neuen Messrekord: Innerhalb einer Woche konnten die Bahnen von fast 600 Satelliten beobachtet werden, was bereits über dem sonstigen Monatsschnitt liegt. Im gesamten Monat März wurden knapp 1.400 Pässe beobachtet, der monatliche Schnitt liegt sonst nur bei etwa 500 Pässen.
Sven Bauer, Leiter der SLR-Station: „Wir sind alle sehr glücklich, dass wir die gute Wetterlage in dieser schwierigen Zeit auch im Homeoffice so optimal nutzen konnten. Ohne die Unterstützung des gesamten Teams und die Mithilfe unserer technischen Mitarbeiter wäre das so nicht möglich gewesen.“
Aufgrund der Corona-Krise sind fünf von weltweit insgesamt nur etwa 15 SLR-Stationen ausgefallen. Das macht die Arbeit der verbleibenden Stationen, also auch die des Observatoriums auf dem Potsdamer Telegrafenberg, nun umso wichtiger. Nur durch die kontinuierliche Bereitstellung der Daten kann sichergestellt werden, dass auch die aus den Entfernungsmessungen von Bodenstation zu Satellit abgeleiteten geodätischen Messungen verfügbar bleiben. Bestimmt werden neben den Umlaufbahnen der Satelliten vor allem geodätische Parameter der Erde, wie beispielsweise die Lage des Zentrums oder die Tageslänge. Diese Parameter fließen in sogenannte Referenzrahmen ein, ohne die eine Positionierung mittels GNSS-Satelliten, also beispielsweise auch die Navigation per GPS, unmöglich wäre. (ak)