In der vergangenen Nacht konnte die Satelliten-Laser-Radarstation auf dem Telegrafenberg in Potsdam um 22:17 Uhr UTC (entspricht 24:17 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit) erstmalig die beiden Satelliten der Mission GRACE-FO (‚Gravity Recovery And Climate Experiment Follow On‘) anpeilen. Die in der Nacht zum Mittwoch erfolgreich gestartete deutsch-amerikanische Satelliten-Mission besteht aus zwei Satelliten, die hintereinander den Globus umkreisen. So sollen sie das Schwerefeld der Erde vermessen.
Die Satelliten-Laser-Radarstation Potsdam arbeitet seit 2003 kontinuierlich und peilt mit einem hochpräzisen Laser Satelliten, aber auch Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn an. Die Messungen dienen unter anderem dazu, aus Veränderungen in den Umlaufbahnen Rückschlüsse auf Änderungen von Parametern wie der Erdrotation zu ziehen. Außerdem unterstützen die Messungen die GRACE-FO-Mission bei der Berechnung von Änderungen im Schwerefeld der Erde. Diese Änderungen gehen auf veränderte Massenverteilungen auf der Erde zurück, die sich aus Eismassenveränderungen, Bewegungen von Windsystemen oder auch Veränderungen in der Verteilung von Grundwasser, dem Meeresspiegel oder tektonischen Prozessen ergeben. Mit den Daten können Modelle gespeist werden, die beispielsweise helfen, den Klimawandel zu erforschen.
Die GRACE-FO-Satelliten umkreisen die Erde in einer polaren Umlaufbahn und überfliegen die Station in Potsdam etwa alle zwölf Stunden. Ein erster Messversuch unmittelbar nach dem Start der Mission während des ersten Überflugs war noch erfolglos geblieben, da die Bahnen neu gestarteter Satelliten zunächst nicht genau bekannt sind. Schon 24 Stunden nach dem Start, während des dritten Überfluges, hat es dann aber bereits geklappt. Sven Bauer, Leiter der Laserstation: „Wir sind vor allem glücklich, dass wir beide GRACE-FO-Satelliten während desselben Überflugs anmessen konnten, was nicht selbstverständlich ist. Damit waren wir weltweit die erste Station.“
Frank Flechtner, leitender Wissenschaftler der Mission: „Das sind weitere großartige Nachrichten. Die ganze Mission läuft bisher so, wie man sich das nur in den kühnsten Träumen ausdenken konnte. Einfach fantastisch.“ Die GRACE-FO-Satelliten sind mit GPS-Empfängern ausgestattet, was die Berechnung der Flugbahnen wesentlich verbessert. Bauer: „Wir hatten lediglich eine zeitliche Abweichung gegenüber der vorhergesagten Position entlang der Umlaufbahn von 2,3 Metern für den ersten und 3,8 Metern für den zweiten Satelliten. Das sind, knapp 24 Stunden nach dem Start, sehr geringe Abweichungen.“ Innerhalb des globalen Netzwerks aus Satelliten-Laser-Radarstationen hat Potsdam damit die beiden Satelliten erstmals zusammen angemessen und auch GRACE-FO 1 das erste Mal gesichtet. GRACE-FO 2 wurde hingegen zuerst von der Station in Simeiz in der Ukraine gesichtet, und zwar bereits um 20:42 UTC. (ak)
Der GFZ-YouTube-Kanal mit weiteren Informationen zur Mission